Sobald man sich mit der Geldanlage beschäftigt, wird man wohl oder übel auf die Börse stoßen. Bekanntermaßen lassen sich dort über ausreichend lange Zeiträume die besten Renditen erzielen. Das allein sollte allerdings nicht ausschlaggebend sein, um das eigene Kapital unmittelbar zu investieren. Schon bald merkt man nämlich, dass die Börse voller Fachbegriffe ist, die auf den ersten Blick verwirrend erscheinen mögen. Sollte es dir genauso gehen, lies jetzt am besten weiter. Mit diesem Ratgeber helfen wir dir auf die Sprünge und stellen die wichtigsten Börsenindikatoren einerseits sowie geläufige Terminologie andererseits vor. Damit ist der erste Schritt zum erfolgreichen Investor gemacht.
Diese Wörter musst du kennen
Um überhaupt ein erstes Verständnis von der Börse und allem drumherum zu bekommen, ist die Erklärung der weit verbreiteten Fachsprache unumgänglich. Im Folgenden listen wir dir deshalb zehn unserer Meinung nach besonders elementaren Begriffe auf, die jeder Börsianer kennen sollte. Natürlich kommen in der Praxis eine ganze Menge mehr Termini vor, deren Erläuterung den Rahmen an dieser Stelle jedoch sprengen würde.
Aktie: Das ist ein Wertpapier, das den Inhaber als Miteigentümer einer Aktiengesellschaft ausweist. Mit dem Erwerb einer Aktie beteiligt sich ein Anleger also an einem Unternehmen und ist somit abhängig von dessen Erfolg beziehungsweise Misserfolg. Die Zurverfügungstellung des Investorenkapitals wird belohnt. Dies geschieht entweder in Form von Kurssteigerungen der Aktie, durch Dividenden als Ausschüttungen oder im besten Fall als eine Kombination aus beidem. Eine wichtige Unterscheidung ist zudem zwischen den Stamm- und Vorzugsaktien zu treffen. Erstere geben dem Anleger ein Stimmrecht auf der Hauptversammlung, letztere bieten stattdessen oftmals eine höhere Dividende.
Index: Sicherlich hast du bereits vom Dax oder vom Dow Jones gehört, auch wenn du dich bislang nicht wirklich mit der Börse auseinandergesetzt hast. Bei diesen handelt es sich um Indizes, also um eine Zusammenstellung unterschiedlicher Aktien. Der Index bildet die Gesamtheit der Entwicklung der einzelnen Titel ab und gilt in manchen Ländern sogar als Stimmungsbarometer der dortigen Wirtschaft. Differenziert werden muss vor allem zwischen den Kurs- und den Performanceindizes. Während erstere dem Namen nach lediglich auf die Kursentwicklung abstellen, berücksichtigen letztere zusätzlich die geflossenen Dividenden der einzelnen Unternehmen.
Anlageklassen: Sie werden gebildet, um Wertpapiere zu strukturieren und Investoren gewissermaßen einen besseren Überblick zu verschaffen. Die im Englischen auch als Asset Classes bezeichneten Arten von Investments sind vielfältig. Zu den am weitesten verbreiteten gehören allerdings Aktien, Anleihen, Rohstoffe sowie Immobilien. Für Anleger ist die Aufteilung ihres Kapitals auf diese Anlageklassen von entscheidender Bedeutung. Fachsprachlich wird hier der Begriff Diversifikation verwendet, der im Grunde genommen mit Risikoverteilung übersetzt werden kann. Bereits Börsenanfänger sollten sich mit den diversen Asset Classes auseinandersetzen, um ein erstes Gefühl für deren Vor- und Nachteile zu gewinnen.
Baisse und Hausse: Um diese beiden Begrifflichkeiten kommt kein Investor herum, zu wichtig sind sie für das alltägliche Marktgeschehen. Mit der Baisse ist dabei ein Bärenmarkt gemeint. Es herrscht zwar Uneinigkeit über die Frage, ab wann der Markt bearish ist. Meist wird in diesem Kontext jedoch ein Kursrückgang von 20% und mehr angenommen. In der Vergangenheit gab es bereits des Öfteren ausgeprägte Bärenmärkte, so zum Beispiel während der Weltwirtschaftskrise, Anfang der 2000er Jahre oder in der Finanzkrise. Charakteristisch für eine Baisse ist, dass sie zwar verhältnismäßig kurz, dafür aber mitunter sehr stark ausfällt. Eine Hausse hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass die Kurse über lange Zeiträume recht konstant steigen. Ein Bullenmarkt dauert für gewöhnlich auch länger an als sein Pendant. In der zurückliegenden Dekade konnte eine Hausse beobachtet werden.
Diversifikation: Unter dem Absatz der Anlageklassen wurde auf dieses Wort schon kurz eingegangen, an dieser Stelle soll die Erläuterung etwas ausführlicher gestaltet werden. Das Prinzip hinter der Diversifikation ist leicht verständlich. Es besagt, dass ein Anleger nicht alles auf eine Karte beziehungsweise im übertragenen Sinne nicht sein gesamtes Vermögen auf ein oder wenige Wertpapiere setzen soll. Besser ist es dagegen, das Kapital auf verschiedene Anlageklassen wie Aktien, Anleihen und Immobilien zu verteilen und somit das Risiko zu senken. Sollte ein Investment in die falsche Richtung laufen, lässt es sich durch etwaige Gewinne an anderer Stelle kompensieren.
Dividende: Für einige Investoren ist die Dividende ein entscheidungsrelevantes Kriterium bei der Auswahl einer Anlage. Ob das sinnvoll ist, soll hier nicht diskutiert werden. Bei der Dividende handelt es sich um eine Ausschüttung des Unternehmens an seine Anteilseigner, also an die Aktionäre. Es besteht jedoch keine Verpflichtung zur Zahlung einer solchen Dividende. Falls es sie gibt, entscheidet die Hauptversammlung über ihre Höhe. Hierzulande wird sie meist einmal im Jahr ausgeschüttet, in den USA ist hingegen ein vierteljährlicher Turnus üblich.
Geld-Brief-Spanne: In der Praxis besitzt die sogenannte Geld-Brief-Spanne eine hohe Bedeutung. Sie gibt an, zu welchem Preis ein Marktteilnehmer zu kaufen bereit ist (Geldkurs) beziehungsweise zu welchem Preis ein Marktteilnehmer zu verkaufen bereit ist (Briefkurs). Die Differenz nennt man Spread. Anleger sollten darauf achten, dass dieser Spread nicht zu groß ausfällt, um keine unnötigen Einbußen bei der Rendite hinnehmen zu müssen.
Marktkapitalisierung: Multipliziert man die Anzahl der ausstehenden Aktien eines Unternehmens mit dem derzeitigen Kursniveau an der Börse, gibt das Ergebnis den Marktwert des betrachteten Konzerns an. Die Marktkapitalisierung hilft, ein Unternehmen nach Größen einzusortieren und entscheidet darüber hinaus manchmal über dessen Aufnahme in einen Index.
Stop-Loss-Order: Möchten Anleger sich gegen zu starke Verluste eines Wertpapieres bereits im Vorhinein absichern, empfiehlt sich der Einsatz einer Stop-Loss-Order. Dabei handelt es sich um einen automatisierten Verkaufsauftrag, der bei Unterschreiten einer festgelegten Kursschwelle ausgelöst wird. Der tatsächliche Verkaufspreis muss jedoch nicht zwingend mit der definierten Grenze der Stop-Loss-Order übereinstimmen.
Verwaltungsgebühr: Neben der Rendite spielen Kosten an der Börse eine zentrale Rolle.
Ohne diese stets im Blick zu behalten, geht es kaum. Die Verwaltungsgebühr beschreibt in diesem Zusammenhang, wie viel Besitzer von Fondsanteilen jährlich für das Portfoliomanagement bezahlen müssen. Wird ein Fonds aktiv gemanagt, belaufen sich die Kosten oftmals auf ein bis zwei Prozent, in seltenen Fällen sogar mehr. ETFs hingegen, also passiv gemanagte Indexfonds, kommen mit maximal einem halben Prozentpunkt aus. Anleger sollten diesen vermeintlich kleinen Unterschied nicht unterschätzen.
Welche Indikatoren gibt es überhaupt?
Nachdem du nun mit einigen wichtigen Börsenbegriffen vertraut gemacht wurdest, sollten wir einen Schritt weiter gehen und einen Blick auf geläufige Indikatoren werfen. Dabei gibt es zunächst jedoch einige Anmerkungen zu treffen. Differenziert werden muss beispielsweise zwischen charttechnischen Indikatoren einerseits und solchen, die sich stärker auf den Gesamtmarkt konzentrieren andererseits. Beiden Arten wollen wir uns nachfolgend widmen. Wichtig ist auch zu verstehen, dass Indikatoren lediglich eine Tendenz vorgeben können, nicht aber eine konkrete Richtung. Gleichzeitig kommt es vor, dass der eine Indikator möglicherweise auf steigende Kurse, der andere stattdessen auf das komplette Gegenteil hindeutet. Beim Einsatz von Indikatoren geht es also auch immer darum, Dinge gegeneinander abzuwägen und das Gesamtbild nicht außer Acht zu lassen.
Der Buffett-Indikator: Wenn Warren Buffett, der vielleicht erfolgreichste Investor aller Zeiten, etwas zu sagen hat, horchen Millionen von Anlegern auf. Da überrascht es kaum, dass ein eigens von ihm entwickelter Indikator von vielen Börsianern als Prognoseinstrument herangezogen wird. Der sogenannte Buffett-Indikator aus den 1990er-Jahren lässt sich zudem simpel bestimmen. Man nehme die Summe der Börsenwerte aller inländischen Unternehmen und teilt diesen Wert durch das jeweilige Bruttoinlandsprodukt. Nimmt die Zahl zu, können daraus unter anderem niedrigere künftige Renditeerwartungen oder eine sich aufbauende Spekulationsblase geschlossen werden. Soweit zumindest die Theorie. Der Buffett-Indikator weist allerdings einige Schwächen auf und soll von der Investorenlegende selbst kaum noch genutzt werden. Kritisch zu betrachten ist beispielsweise die Tatsache, dass mit dem Börsenwert auf der einen Seite künftige Gewinnerwartungen, mit dem Bruttoinlandsprodukt auf der anderen Seite die IST-Umsätze gegenübergestellt werden. Das Zinsniveau wird durch den Buffett-Indikator ebenfalls nicht eingepreist, obwohl gerade dieses einen großen Einfluss auf die Märkte und Anleger ausüben kann.
IPOs: Investoren sollten die Anzahl der jährlichen Börsengänge im Auge behalten. Der Grund dafür ist schnell erklärt. Die Eigentümer eines Unternehmens werden einen IPO in der Regel dann durchführen wollen, wenn sie eine hohe Bewertung und damit einen großzügigen Kapitalzufluss erwarten können. Gerade vor der Dotcom-Blase war ein deutlicher Anstieg von Börsengängen zu verzeichnen, rückblickend ein Hinweis darauf, dass die Anleger bereit waren, für die neuen Unternehmen viel zu bezahlen.
Fear and Greed Index: Die Verhaltensökonomie hat gelehrt, dass sich Investoren an den Finanzmärkten entgegen den weitläufigen volkswirtschaftlichen Modellen häufig nicht rational verhalten. Umso wichtiger wird es daher, auch psychologische Ansätze zu berücksichtigen. Ein solcher stellt auf den Fear and Greed Index ab, der die Angst und die Gier von Anlegern messen soll. Hierzu werden unterschiedliche Herangehensweisen verwendet, exemplarisch die Indikatoren von CNN.
Werden für Schrottanleihen keine angemessenen Risikoaufschläge verlangt, kann dies auf eine zu hohe Lässigkeit der Anleger hindeuten. Sie setzen sich dann nicht mehr ernsthaft mit den Gefahren
eines solchen Investments auseinander und sind bereit, ihr eigenes Kapital ohne adäquate Absicherungen in Form eines Aufpreises zu überlassen. Auch die Marktvolatilität kann als Signalgeber dienen. Ist sie hoch, scheinen viele Anleger unsicher bis ängstlich zu sein. Zuletzt weist das Handelsvolumen unter Umständen auf die Stimmung der Investoren hin. Nimmt es zu, könnten viele kaufen, ohne Preis und Wert tatsächlich miteinander verglichen zu haben.
RSI: Trader kommen um den sogenannten Relative-Stärke-Index kaum herum. Doch auch so erfreut sich der einst von Welles Wilder entwickelte Indikator großer Beliebtheit. Der RSI gibt das Verhältnis zwischen der durchschnittlichen Gewinnrendite und der durchschnittlichen Verlustrendite einer Aktie während eines bestimmten Zeitraums an. Für gewöhnlich werden hierzu die vergangenen vierzehn Tage betrachtet. Gemessen wird der Relative-Stärke-Index auf einer Skala zwischen null und einhundert, wobei die Werte ungefähr wie folgt interpretiert werden können. Erreicht der RSI ein Niveau von 50, weist die betrachtete Aktie gegenwärtig keinen klaren Trend auf. Steigt er dagegen auf etwa 70 und mehr, lässt dies darauf schließen, dass der Kurs zu schnell angezogen hat und es Zeit für einen Rücksetzer ist. Umgekehrt wird bei Werten von 30 und weniger vermutet, dass die Aktie zu schnell abverkauft worden ist und entsprechend Potenzial für eine Trendumkehr vorhanden sein könnte. Wichtig ist an dieser Stelle anzumerken, dass der RSI als Hilfsmittel, auf keinen Fall allerdings als exaktes Prognoseinstrument verwendet werden sollte. Außerdem muss er für jeden Markt im Detail angepasst werden.
Inverse Zinsstrukturkurve: Wie vorhergehend bereits kurz angemerkt, haben auch Zinsen Auswirkungen auf die Aktienmärkte. Für Investoren ist in diesem Kontext oftmals die inverse Zinsstrukturkurve von Bedeutung. Was versteht man darunter? Normalerweise sollte die Verzinsung für langfristige Anlagen höher ausfallen als die für kurzfristige. Kauft man zum Beispiel eine Anleihe mit einer Laufzeit von einem Jahr und eine solche, die über ganze zehn Jahre läuft, sollte letztere einen höheren Kupon ausweisen. Im Falle einer inversen Zinsstrukturkurve ist aber genau das nicht der Fall, sondern das Gegenteil trifft zu. Für kurzfristige Investments gibt es also eine bessere Verzinsung als für langfristige Anlagen.
Da inverse Zinsstrukturkurven recht selten vorkommen, erregen sie schnell die Aufmerksamkeit von Ökonomen und Investoren. Mitunter gelten sie als Frühwarnsignal für eine drohende Rezession. Doch auf welche Weise entstehen sie eigentlich? Die Hauptursache liegt hier in der Erwartungshaltung von Anlegern. Rechnen diese mit sinkenden Zinsen beispielsweise als Maßnahme zur Ankurblung der Wirtschaft in der Zukunft, werden sich viele noch mit langfristigen Anlagen und den darauf gewährten Kupons eindecken wollen. Diese verstärkte Nachfrage wiederum drückt jedoch die Zinsen für langfristige Investments und die Grundlage der inversen Zinsstrukturkurve ist geschaffen. In der Geschichte gibt es einige Belege dafür, dass auf diese Anomalie Krisen an den Finanzmärkten folgten.
Ifo Geschäftsklimaindex: Ab und an hört man in den Nachrichten vom sogenannten ifo Geschäftsklimaindex, der die Stimmung der deutschen Wirtschaft widerspiegeln soll. Hierzu werden die Meinungen von insgesamt 9000 Führungskräften unterschiedlicher Unternehmen eingefangen, die sich zu zwei Fragestellungen äußern. Einerseits wird die Wahrnehmung der aktuellen Geschäftslage, andererseits die Geschäftserwartungen der kommenden sechs Monate abgefragt. Basierend auf den Antworten wird ein Wert ermittelt, der in den ifo Geschäftsklimaindex einfließt. Vor allem während der Corona-Pandemie war dieser Wert stark eingebrochen, hat sich mittlerweile aber größtenteils wieder erholt.
Gleitender Durchschnitt: Der Moving Average, wie er im Englischen bezeichnet wird, erfreut sich besonders bei Tradern großer Beliebtheit. Das dürfte nicht nur an seiner Einfachheit, sondern auch seiner vergleichsweisen hohen Effektivität liegen. Der Hauptzweck der Anwendung des gleitenden Durchschnitts liegt in der Identifizierung von Trends. Es gibt verschiedene Formen des Moving Average, der bekannteste und gleichzeitig verständlichste ist dabei der sogenannte SMA. Für seine Berechnung benötigt man lediglich die Kursdaten einer Aktie innerhalb eines zuvor festgelegten Zeitfensters. Üblich sind die vergangenen zweihundert Tage. Um nun den einfachen gleitenden Durchschnitt zu ermitteln, werden die Schlusskurse der letzten 199 Tage und der jeweils aktuelle Tagesschlusskurs addiert und anschließend durch 200 dividiert. Damit eine fortlaufende Zeitreihe gewährleistet werden kann, eliminiert man stets den ältesten Kurs und fügt stattdessen den neusten hinzu. Selbstverständlich ist auch der Moving Average kein unfehlbares Instrument, er hilft jedoch zumindest bei der groben Orientierung.
In der Praxis existieren weitere Indikatoren, die sich in der Vergangenheit mehr oder weniger gut profiliert haben. Die oben genannten kommen allerdings häufig zum Einsatz und haben deshalb sicher auch ihre Daseinsberechtigung. Ob ein Anleger auf sie zurückgreift oder nicht, bleibt gewiss eine individuelle Entscheidung.
Das kurze Fazit am Ende
Möchte man an der Börse starten, ist es wichtig, sich zunächst mit den Grundlagen in Form einiger Begrifflichkeiten vertraut zu machen. Darauf aufbauend lässt sich das eigene Wissen stets erweitern. Wer schließlich bereits über einige Erfahrungen verfügt, wird sich womöglich auch mit verschiedenen Indikatoren auseinandersetzen. Diese sollten allerdings immer nur als Hilfsmittel verstanden werden und folglich nicht die Entscheidungsgrundlage für oder wider einem Investment sein.